Ich war fast 11 Jahre bei der Firma Siemens als "kleiner"
Angestellter als winziges Rädchen im Getriebe tätig.
Auf Grund der Erlebnisse in dieser Zeit kristallisierte sich bei mir
folgende Meinung heraus:
Es gibt wohl keine Firma wie Siemens
auf der Welt, wo in den Köpfen der Mitarbeiter so viel unterschiedliches
und auch fundiertes Knowhow steckt.
Leider versteht es m.E. diese Firma trotz etlicher Aktionen, die in diese
Richtung gingen, immer noch nicht befriedigend dieses Potential zu wecken
und positiv im Sinn einer Ergebnissteigerung zu nutzen.
Das gleiche gilt leider auch im verstärkten Maß die Fähigkeit
Mitarbeiter zu motivieren und für ein positives Betriebsklima zu sorgen.
Über die Jahre hinweg muss ich auch sagen, dass das "Klima"
immer rauer wurde. Ich stehe mit dieser Meinung stehe ich sicher nicht
alleine da.
In den meisten anderen Großkonzernen ist das wohl nicht besser und
häufig noch schlimmer.
Folgendes ist meiner Meinung nach
bei den meisten Großkonzernen besonders problematisch
Früher spielten russische Großgrundbesitzer Karten um
ganze Dörfer samt lebendem Inventar. Wie das letztlich 1917 endete, wissen
wir alle.
Wie sieht es heute aus?
Schreiben Unternehmens-Einheiten
schlechte Zahlen, speziell bei einer schlechten Konjunkturlage, dann
werden diese Teile oft heraus gebrochen und samt ihrer "Köpfe"
fast wie eine "Viehherde" an irgend ein anderes Unternehmen
"verraten" und verkauft.
Da dies jeden Mitarbeiter (es sei denn er hat
Beziehungen oder gute Informationsquellen) treffen kann, ob er nun
gut ist oder nur auf der faulen Haut liegt, wird eine unterschwellige
Angst geschürt, die einer Motivation sicher nicht dienlich ist.
Das Interessante dabei ist, dass es
oft Einheiten trifft, die 2-3 Jahre vorher noch in höchsten Tönen gelobt
wurden und dabei andere die getadelt und nicht verkauft wurden, nun
plötzlich wieder Lob empfangen dürfen.
Die Stärke eines Konzerns ist es also auch mal die Verluste anderer
Einheiten abfedern zu können, bis wieder eine Konsolidierung der
Problemkinder unterstützt durch passende Aktionen erreicht wird. Diese
Aktionen müssen in der Regel nicht den Abbau von Mitarbeiterstelle
implizieren. Aber das ist halt leider heute der alle beliebteste Weg.
War es einmal früher die Tugend eines Großunternehmers immer mehr neues
zu schaffen und stetig zu wachsen und so auch die Gewinne zu steigern, so
stehen heute nur noch Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf Verluste,
kurzfristiges Quartalszahldenken, Stellenabbau, Kosteneinsparung bis zur
Besinnungslosigkeit (außer bei den Vorstandsgehältern), Eliminierung von
vorübergehend unrentablen Einheiten etc. etc. im Vordergrund.
Es wird nicht mehr neues geschaffen, sondern es wird liquidiert, was
liquidiert werden kann.
Ist so was unternehmerisches Denken?
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